Wie angekündigt, will ich auch zu diesem Spiel ein paar Sätze schreiben, auch wenn das Spiel - zumindest mit der Pauli-Brille betrachtet - schnell in Vergessenheit geraten sollte. Ich will auch eher einen Reisebericht denn einen Spielbericht schreiben. Bereits Freitag Abend flogen Linda und ich von Hamburg in Richtung Nürnberg, wo uns Lindas "kleiner Bruder" am Flughafen abholte. Von dort fuhren wir die kurze Strecke nach Fürth, wo wir während unserer Aufenthalts in Franken nächtigen sollten bzw. durften. Da ich ja ein Jahr meines Berufslebens in Franken verbracht habe, war mir bekannt, dass es dort schöne, alte Städte (Städtchen) gibt und - nicht ganz unwichtig - dort die Brau-KUNST sehr gepflegt wird. Dies gilt auch für Fürth. Wir machten uns abends noch auf, um eine Kleinigkeit zu essen und mehrere Kleinigkeiten zu trinken. Nachdem ich Bruder und Schwester gezeigt habe, wie man Dartpfeile wirft, ging es ins Bett, weil ja am nächsten Tag nicht nur das Spiel in Nürnberg besucht werden wollte, sondern vormittags ein Besuch in Herzogenaurach im Adidas-Outlet anstand. Bei bestem Wetter fuhren wir also in dem Loddar seine Heimat, da wo sich Adidas, Puma und Nike breit gemacht haben. Erschlagen vom großen Angebot und erschreckt von der Häßlichkeit der meisten Produkte hielten wir unseren Besuch so kurz wie möglich. Gegen 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum isigreddit-Stadion. Insgesamt hatten etwa 3000 Pauli-Fans den weg ins Stadion gefunden, davon viele aus dem süddeutschen Raum, was man an ihrem Sprachfehler schnell erkennen konnte. Ausgerüstet mit dem ersten Bier des Tages und nach dem Verzehr von "3 im Weckla" ging es auf unsere Sitzplätze. Pünktlich zum Spielbeginn stürmte eine Büffelherde die Sitzreihe vor uns…Ja, auch in Franken wird Faßnacht gefeiert. Zwar werden die Jungs unter dem Fell ganz schön geschwitzt haben, als größeres Problem stellte sich aber heraus, dass man in Nürnberg pro Person nur 2 Bier auf einmal kaufen kann - wer lässt sich so etwas einfallen? Mitbringen nach shantycore-Art fällt dann schon mal aus.
Zum Spiel selbst nur dies: Nach 14 Minuten stand es 3:0 für den Club. Bis dahin hatte Pauli den Ball nur zum Anstoß, die Abwehr ein Hühnerhaufen (Zambrano schon nach wenigen Minuten "kaputt"), das defensive Mittelfeld überfordert, eine Offensive nicht vorhanden. Man kann keinen Feldspieler loben, aber alle kritisieren. Thorandt und Kalla standen total neben sich; ihre Stellungsfehler waren eklatant. Eger und Gunesch zusammen in der Innenverteidigung haben kein Bundesliga-Format. Boll, Lehmann und Daube waren nicht in der Lage, das Spiel zu beruhigen oder den Gegner beim seelenruhigen Spielaufbau zu stören. Bartels und Kruse konnten sich nicht durchsetzen oder mal einen Ball behaupten, Ebbers hing völlig in der Luft. Allein Keßler hielt, was er halten konnte - was aber auch nicht viel war.
Es war grausam - ungläubig sahen wir der Stümperei zu. Nürnberg musste nicht einmal gut spielen, um Pauli vorzuführen. Mit einer Zweikampfstatistik kann ich an dieser Stelle nicht dienen, aber Pauli dürfte keinen gewonnen, vielleicht auch keine geführt haben. Man kann in Nürberg bestimmt verlieren, die Art und Weise war aber beschämend. Hätte Nürnberg zwischen der 20. und 75. nicht auf konsequentes Angreifen verzichtet, hätte es ein schlimmeres Debakel gegeben. So fielen nur noch die Tore 4 und 5 im Abstand von zwei Zigarettenzügen. Dass ein Durchschnittsspieler wie Eigler gegen uns 4 Tore schießen darf, ist bezeichnend. Man muss konstatieren, dass Pauli gegen Dortmund, Hannover und Nürnberg keine Torchance hatte. Angesichts der Verletzungsmisere und der Offensivprobleme wird der Klassenerhalt schwerer als wir nach dem Derby-Sieg dachten…Aber: es werden auch wieder bessere Tage kommen.

Die restlichen Tage verbrachten wir in Nürnberg beim Sightseeing und dem "Umlaufen des Faßnachtszuges" oder im "Pfeifendurla" in Fürth - einer angenehmen Fußballkneipe mit sky-Übertragung.

Fazit: Die Reise hat sich gelohnt - auf den Samstag Nachmittag hätten wir aber auch verzichten können…